Dokumentation: Karl Marx in Fotos

Unser Bild von Karl Marx ist nicht zuletzt durch die überlieferten Fotos geprägt. Weder sind Fotos aus der Zeit vor 1861 überliefert, noch sind irgendwelche "spontanen" Fotos überliefert. Der hier dokumentierte Aufsatz des sowjetischen Forschers Boris Rudjak aus dem Jahre 1983 gibt einen ersten Aufschluß über das Zustandekommen und die Hintergründe der überlieferten Fotos - soweit sie sich damals im Besitz des Instituts für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der KPdSU, Moskau, befanden. Die Bestände des damaligen IML sind heute im Staatlichen Rußländischen Archiv für Sozial- und Politikgeschichte (RGASPI), Moskau, untergebracht und zugänglich. Eine ähnliche Übersicht über die Fotographien, die sich im Besitz des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte in Amsterdam, des Karl-Marx-Hauses in Trier sowie weiterer Archive und Institute befinden, liegt nicht vor, würde aber wahrscheinlich kein grundsätzlich anderes Bild ergeben.
Rudjaks Aufsatz zeigt, wie bewußt Friedrich Engels und Marx selbst die Fotographien eingesetzt haben. Es schließt sich die sehr interessante Frage an, welche Fotos welche Rolle für die marxistisch-leninistische Propaganda und Denkmalspolitik gespielt haben. In China soll gerade das Altersfoto von Marx bevorzugt worden sein, da es traditionellen chinesischen Vorstellungen von Alter und Weisheit entgegenkam.

Zu Boris Moiseevic Rudjak (1923-1999) siehe den Nachruf von Jurij Amiantov in: MEGA-Studien. Hrsg. von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Amsterdam 1999. S. 153-155.

Eine erste Übersicht über die Marx-Fotographien des IISG findet sich hier.

Fotos von Marx, seiner Familie sowie von Freunden und Bekannten enthält der 2005 erschienene Band: Familie Marx privat. Die Foto- und Fragebogen-Alben von Marx' Töchtern Laura und Jenny. Eine kommentierte Faksimile-Edition. Hrsg. von Izumi Omura, Valerij Formicev, Rolf Hecker und Shun-ichi Kubo. Berlin 2005.


Quelle: Boris Rudjak: Die Photographien von Karl Marx im Zentralen Parteiarchiv des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. In: Marx-Engels-Jahrbuch. Berlin. Jg. 6, 1983. S. 293-310. - Auch die Fotographien stammen aus dieser Quelle. - Auf eine Wiedergabe der einleitenden Bemerkungen und des Schlußabsatzes wird hier verzichtet.

1861

Die Geschichte hat uns insgesamt nur fünfzehn Photographien von Karl Marx hinterlassen. ... Die erste uns überlieferte Photographie von Karl Marx ist aus dem Jahre 1861, das heißt aus einer Zeit, als Marx bereits 43 Jahre alt war. Wie einige andere auch, stammt dieses Photo aus dem Nachlaß von Louis Kugelmann, einem Freund von Marx und Engels, der viele Jahre lang Materialien zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland sammelte. Auf der Rückseite des Bildes ist ein Vermerk von Kugelmanns Hand, daß es sich um eine Kopie der Photographie von Marx handelt, die 1863 von dem Original gemacht wurde, das Bertha Markheim in Fulda besaß. Es liegen einige Fakten vor, die die Geschichte dieser Kopie erhellen können, so schrieb Jenny Marx an ihre Freundin Bertha Markheim im Februar 1863: „Daß Sie meines Mannes Photograph vervielfältigen lassen wollen, hat ihm und den Kindern viel Freude gemacht; nur sind sie alle der Meinung, daß es kein gelungenes ist, und die Mädchen wollen jetzt mit Gewalt ein anderes gemacht haben. In diesem Augenblick wäre das aber nicht ratsam, da Karl seit mehreren Tagen an einer Augenentzündung leidet, die ihn ganz entstellt.“

Die Photographie selbst wurde Anfang Mai 1861 aufgenommen, denn Marx schrieb am 10. Mai an Engels: „Einliegend d'abord ein Photograph. Lupus und Gumpert erhalten jeder ditto 1, sobald ich mehr Abzüge habe. Ich ließ das Zeug machen, teils für meinen Rotterdam Vetter, teils in exchange für in Deutschland und Holland erhaltne Photographs.“

Annähernd zur selben Zeit, am 8. Mai 1861, schickte Marx an Ferdinand Lassalle zwei Abzüge des gleichen Bildes.

Gegenwärtig ist bekannt daß im Karl-Marx-Haus in Trier das Original aufbewahrt wird, aus dem hervorgeht, daß es vom Londoner Photographen Beard, der in 31, King William Street, London Bridge sein Atelier hatte, angefertigt worden war.

1864

Die nächste Photographie vom Datum ihrer Aufnahme her ist die einzige, auf der Marx und Engels gemeinsam aufgenommen sind. Dieses heute sehr bekannte Photo gelangte erst 84 Jahre nach seiner Entstehung an die Öffentlichkeit.

Am 27. Februar 1948 erschien in der "Prawda" die Mitteilung, daß der Enkel von Karl Marx, Edgar Longuet, der aus Frankreich nach Moskau gekommen war, dem Institut für Marxismus-Leninismus eine Familienreliquie übergeben habe - eine Daguerreotypie von außergewöhnlichem Wert, auf der Karl Marx, Friedrich Engels und die Marx Töchter Jenny, Eleanor und Laura abgebildet sind. Zugleich wurde eine Kopie dieses Unikats, das zusammen mit vielen Handschriften der Begründer des Marxismus im Zentralen Partelarchiv des IML beim ZK der KPdSU aufbewahrt wird, veröffentlicht.

Das Bild trägt die Aufschrift 1864, May, London. Es ist bekannt, daß Engels vom 19. Mai an für vier Tage bei Marx in London zu Besuch war, und in dieser Zeit wird die Aufnahme gemacht worden sein. Aus dem Briefwechsel von Marx und Engels von Anfang Juni des Jahres geht hervor, daß Marx' Tochter Jenny an Engels das „Glasphotogramm“ geschickt hat, das „sehr gut ist“.



1866

Die beiden folgenden Photographien sind Ende März 1866 entstanden. Auf der einen, die von Kugelmann aufbewahrt wurde, ist Marx allein abgebildet, auf der anderen gemeinsam mit seiner Tochter Jenny. Das Firmenzeichen auf der Rückseite des Marx-Bildes „The Fort. The London photographic comp. Margate“, belegt, daß es in Margate angefertigtwurde, wo Marx vom 15. März bis 10. April 1866 zur Erholung weilte. Die Rückseite des Photos trägt zugleich den Vermerk Kugelmanns, daß er das Bild am 1. April 1866 von Marx' Frau Jenny erhalten habe. In dem dazugehörigen Brief heißt es: „Auf den Rat des Doktors Gumpert in Manchester entschloß er sich, ... auf einige Wochen an die See zu gehn. Seit beinahe 2 Wochen befindet er sich nun in Margate ...Er hat mir gestern sein Photogramm geschickt, und da es Ihnen vielleicht Spaß macht, von dem Mann, dem Sie, ohne ihn persönlich zu kennen, so viel Freundschaft bezeugen, ein Sonnenbild zu besitzen, so lege ich diesem Blättchen 1 Copy bei.“


Die Photographie wurde also vor dem 1. April 1866 und nach dem 20. März aufgenommen. Unter letzterem Datum schrieb nämlich Marx an seine Tochter Laura, daß er sich photographieren lassen will, „weil man hier 12 Bilder in Visitenkartengröße für 3 sh. 6 d. und 48 für 10 sh. bekommt“.

Daß die Aufnahme von Marx mit Tochter Jenny zur selben Zeit und auch in Margate entstanden ist, läßt sich einerseits aus der großen Ähnlichkeit auf beiden Darstellungen schließen und andererseits aus seinem Brief vom 16. März 1866 an Jenny, in dem er schrieb, daß er sie in Margate erwarte. In früheren Publikationen ist dieses Bild oft mit der falschen Unterschrift „Karl Marx mit seiner Frau“ erschienen.

1867

Von Ende April 1867 stammen zwei weitere Photographien, die Marx von vorn und im Profil zeigen. Am 12. April 1867 kam Marx nach Hamburg, um das Manuskript vom ersten Band des „Kapitals“ dem Verlag Otto Meißner zur Veröffentlichung zu übergeben. Vom 17. April bis etwa 14. Mai weilte er zu Gast bei der Familie Kugelmann in Hannover. Am 5. Mai schrieb er von dort aus an seine Tochter Jenny: „Das inliegende Photogramm solltest Du zu Deinem Geburtstag bekommen, es war aber nicht rechtzeitig fertig.“ Jenny Marx wurde bekanntlich am 1. Mai 1844 geboren, folglich hatte Marx sich einige Tage zuvor aufnehmen lassen in der Hoffnung, das Bild noch vor dem Geburtstag zu bekommen. Die Photographie muß also mit „Ende April 1867“ und nicht mit „Anfang Mai“ datiert werden, wie in den meisten Publikationen, in denen sie veröffentlicht ist, angegeben wird.

Briefe der Marx-Töchter Jenny und Laura bezeugen, mit welcher Freude sie dieses neue Photo ihres Vaters entgegennahmen. Jenny schrieb umgehend: „Ich bin entzückt von der Photographie. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals angenehmer überrascht worden zu sein. Das Bild ist fabelhaft - lebensecht. Kein Maler hätte es ausdrucksvoller machen können. Ich fange an zu glauben, daß die Sonne kein geringer Künstler ist. Ich habe es bereits gerahmt“. Und auch Laura antwortete ihrem Vater gleich am 8. Mai: „Deine Photographie hat uns außerordentlich erfreut: Besonders bewundere ich die Augen, die Stirn und den Ausdruck: Erstere haben das 'spitzbübische Funkeln', das ich am Original so sehr liebe. Und es ist das einzige Deiner Abbildungen, in dem die Ausdrücke eines Sarkasmus und der Gutmütigkeit des Wesens vereint sind. Ein Fremder wird, glaube ich, nur letzteres bemerken, aber ich, die es mit dem mir eigenem wunderlichen 'Vogelauge' anblicke, erspähe im Porträt ein wenig Bosheit, ohne Zweifel sehr angenehm für Deine Freunde, aber für Deine Feinde verderblich. Paul und ich haben uns wegen Deiner Photographie sogar gestritten, denn er erklärte, er habe Dich noch nie so ordentlich und gut angezogen gesehen, sondern immer (nur mit einer Ausnahme) in Deinem abgetragenen Anzug und mit zerzaustem Haar, während ich ihm sagte, daß ich Dich oft gerade so ordentlich gesehen habe und daß ich Dich besser kenne als er.“

Wenige Tage später schrieb Marx: „Ich bin sehr froh, daß mein Photogramm so gut gefallen, hat. Mein Konterfei ist immerhin weniger beunruhigend als das Original.“

Die im Atelier von Friedrich Wunder in Hannover angefertigte Photographie wurde nicht nur von den Angehörigen für sehr gelungen gehalten, sondern auch von Freunden und Mitkämpfern von Marx; sie hat schon zu seinen Lebzeiten eine weite Verbreitung gefunden. Ungefähr ein halbes Jahr später besaß Marx von diesem Bild keineAbzüge mehr und bat am 11. Januar 1868 Kugelmann, ihm noch etwa 12 Kopien zu schicken, da ein Dutzend Freunde darauf warten würden. Drei Jahre später, am 6. Oktober 1871, wandte sich Jenny Marx (Tochter) an Kugelmann mit der Bitte, ihr ein weiteres Dutzend von den Photos ihres Vaters zu besorgen, und berichtete über das Vorhaben der Zeitung „Vanity Fair, ein Bild von Marx zu veröffentlichen“. Mitte Oktober 1871 bedankte sie sich bei Kugelmann für die Übersendung der Abzüge und versprach, ihm die französischen und englischen Zeitschriften zu schicken, in denen Abbildungen enthalten sein würden.

Im ZPA [Moskau] werden neun Positive dieser Photographie aufbewahrt, vier von ihnen sind Originalphotos. Ein Bild trägt eine Widmung von Karl Marx für Wladimir lwanowitsch Tanejew, zwei weitere haben Widmungen von Marx für Frau Amalie Daniels sowie Frau Beesly. Die Autographen von Marx lauten: „Souvenir à M.Taniejeff. Karl Marx. Londres, 23 Dec. 71“, „Frau Dr. Daniels von ihrem alten Freunde. Karl Marx. London, 25. Januar 1870“, „Madame E. S. Beesly. Zum Andenken. Karl Marx. London, 13. Oct. 1871“. Drei Positivkopien sind in verschiedenen Ateliers angefertigt worden; eine - nach Datum und Firmenzeichen auf der Rückseite des Passepartouts zu urteilen - im Atelier von Karl F. Wunder (dem Nachfolger von Friedrich Wunder) 1890 in Hannover, die zweite in Dresden im Atelier Hoffmann & Römer und die dritte in Petersburg bei Wesenberg und Co.

Am 11. November 1871 wurde das nach der Photographie Friedrich Wunders gravierte Porträt in der Pariser Zeitung L'Illustration zusammen mit einer Marx-Biographie veröffentlicht und erschien danach in deutschen, englischen und spanischen Publikationen. Es ist auch belegt, daß diese Photographie in den ersten Novembertagen des Jahres 1867 im Visitenkartenformat vom Buchhändler Carl Brandes in Hannover verkauft worden ist. Eine Mitteilung im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 9. November und Kugelmanns Brief an Engels vom 25. November 1867 geben darüber Auskunft.

Gut bekannt ist auch die Photographie, die Marx im Profil zeigt (Dok. 6). Es gibt zahlreiche Anhaltspunkte dafür, daß sie zusammen mit der soeben beschriebenen in Hannover entstanden ist: Aussehen und Kleidung stimmen bis in die Details überein, ebenso die Firmenbezeichnung auf dem Passepartout. Und auch Marx selbst bestätigt, daß damals in Hannover nicht nur eine Aufnahme gemacht worden ist, denn in dem bereits erwähnten Brief an Kugelmann vom 11. Januar 1868 schrieb er: „Endlich muß ich Sie bitten, mir about 12 copies meines Photogramms (nur das fullfaced) zuschicken zu wollen.“

1868/1869

Die beiden nächsten Photographien zeigen Marx mit seiner ältesten Tochter Jenny (Dok. 7 und 8). Sie wurden im Atelier von German Fehrenbach in London zwischen Ende Dezember 1868 und Anfang Januar 1869 hergestellt. Im Zentralen Parteiarchiv des IML in Moskau werden drei Originalpositive dieser Photographie aufbewahrt, die Widmungen von Marx für seinen Enkel Charles-Atienne Lafargue vom 3. Februar 1869, für Louis Kugelmann vom 11. Februar 1869 und für Gertrud Kugelmann vom gleichen Tag tragen. Jenny Marx trägt auf den Bildern ein Kreuz am Hals. Über dessen Herkunft schrieb Marx am 23. Januar 1869 an Engels: „Einliegendes Photogramm sendet Dir Jennychen ... 1. Das Kreuz (auf dem Photogramm von Jennychen) ist polnisches 1864er Insurrektionskreuz.“ Auch im Brief an Kugelmann, dem die beiden Widmungsexemplare beigelegt waren, äußerte sich Marx dazu, und aus anderen Quellen wissen wir, daß Jenny nach der Hinrichtung der Fenier im November 1867 zum Zeichen der Trauer dieses Kreuz trug.


Aus beiden angeführten Briefen läßt sich auch der Zeitpunkt der Aufnahme bestimmen. Am 11. Februar 1869 schrieb Marx an Kugelmann, daß er „beiliegende Photogramms schon vor wenigstens 7 Wochen nehmen“ ließ, aber wegen schlechten Wetters „und atmosphärischen Dunkels konnten die Dinge erst ganz neulich von der Platte kopiert werden“. Spätestens am 23. Januar waren die Photos fertig, da Engels an diesem Tag sein Exemplar erhielt. Aus dem ersten Schreiben geht zugleich hervor, mit welchen Schwierigkeiten die Photographen zur damaligen Zeit fertig werden, welche vielfältigen äußeren Bedingungen sie bei ihrer Arbeit berücksichtigen mußten.

1872

Gut bekannt ist auch eine weitere Photographie von Marx, die im ersten Halbjahr 1872 entstanden ist (Dok. 9). Den ungefähren Zeitpunkt der Aufnahme gibt eine Widmung auf der Rückseite des Positiv-Originals, das ein Geschenk für Louis Kugelmann war, an: „Seinem Wenzel. London. 26. Juni 72. Karl Marx“.

Unlängst erhielt das ZPA eine neue Kopie dieses Photos (Dok. 10), dem auf einem Extrablatt eine Widmung von Marx für William Harrison Riley, Mitglied der 1. Internationale und Herausgeber der Zeitung The International Herald (London), beigegeben ist. Von ihm stammt auch der Vermerk auf der Rückseite: „Given by Karl Marx 1872 to W. H. R.“ Die Aufnahme entstand im Atelier des bekannten Londoner Photographen John Mayall. Dieses Bild diente als Vorlage für Porträts von Marx in mehreren Veröffentlichungen seiner Werke; zum Beispiel wurde es der ersten Lieferung der französischen Ausgabe des ersten Bandes vom „Kapital“ aus dem Jahre 1872 vorangestellt.


1875

Die größte Verbreitung erfuhren die Photographien von Marx, die John Mayall 1875 in vier Varianten anfertigte (Dok. 11-14).


Wir verfügen über einen Brief von John Mayall (Junior) an Marx vom 25. August 1875, in dem dieser über die Absendung eines Teils der Photographien am 24. August informierte und mitteilte, daß er im Laufe der Woche den Rest schicken werde.'


Im Zentralen Parteiarchiv in Moskau wird eine beachtliche Anzahl dieser Photographien - in allen Varianten - aufbewahrt. Davon seien hier nur die Originalpositive mit Widmungen von Marx erwähnt: für Martha Stadler, die Wirtin des Gasthauses, in dem Marx während seiner Kuraufenthalte in Karlsbad wohnte, vom 4. September 1875; für die englische Schriftstellerin Matilda Barbara Betham-Edwards vom 21. September 1875; für Natalie Liebknecht, die Frau Wilhelm Liebknechts, vom 13. Oktober 1875; für den deutschen Schriftsteller Sigmund Schott vom 3. November 1877; für R. Garnett, Superintendent des Britischen Museums, vom 10. Dezember 1879 sowie für die Familie Roland Daniels' vom 31. Dezember 1881.

Auf der Rückseite einer der Photographien (Dok. 14) steht die Widmung: „Salut et fraternité. Karl Marx. London. 27. Juni 1880“. In den folgenden Jahren haben Kopien dieser Photographie mit Marx' Widmung, die auf die Vorderseite übertragen worden war, unter den Sozialisten vieler Länder eine weite Verbreitung gefunden. Ein solches Photo besaß auch Wladimir Iljitsch Lenin, der auf der Rückseite des Bildes das Geburts- und Sterbedatum von Karl Marx vermerkt hatte.

Nach dem Tode von Marx wurde von zahlreichen Freunden und Kampfgefährten von Marx und Engels die Bitte geäußert, Bilder von ihm bei den Arbeitern ihrer Länder verbreiten zu können. Engels entschied sich bei der Auswahl gerade für die Photographien von 1875, denn es „ist die letzte, beste Aufnahme, wo der Mohr ganz in seiner heitern, siegsgewissen olympischen Ruhe erscheint“.

In dieser Angelegenheit schrieb Engels am 28. April 1883 an Eduard Bernstein: „Mayall, der erste Photograph von London, der immer für Marx gearbeitet, hat das Prinzip: we do not take money from eminent people. Da können wir jetzt den Mann nicht wegen Abzügen drängen ... außer auf Umwegen. Wir haben ihm also angeblich für einen deutschen Buchhändler eine Ordre gegeben auf 1000 Cartes de visite ... und 200 cabinet portraits ... Ich offeriere sie ihnen, Liebknecht und Sorge in New York nach Abzug dessen, was wir selbst brauchen.“ Auch Friedrich Adolph Sorge in Hoboken gegenüber begründete Engels seine Auswahl gerade dieser Aufnahmen: „Um gute Photog[raphien] von M[arx] zu erhalten, haben wir bei Mayall, dem ersten hiesigen Photographen, der die letzten genommen, von der letzten schönen bestellt.1000 Cartes de visite ... 200 Cabinet size, 3/4 Figur ...Von diesen kannst Du zum Kostpreis welche haben - ich habe sie Liebkn[echt] und Bernstein in Zürich ebenfalls offeriert. Reicht obige Zahl nicht so werden wir wohl mehr bekommen können, aber rasche Entscheidung ist nötig.“

Mitte Juni 1883 versandte Engels die Abzüge an Bernstein und wenige Wochen später auch nach Amerika an Sorge.

1882

Die letzte der uns bekannten Marx-Photographien ist nicht vor dem 20. Februar 1882 entstanden (Dok. 15). Sie wurde im Photoatelier E. Dutertre in Algier aufgenommen, wo Marx, der schwer erkrankt war, vom 20. Februar bis 2. Mai 1882 auf ärztliches Anraten zur Genesung weilte. Daß die Aufnahme kurz nach seinem Eintreffen gemacht wurde, beweist eine Widmung von Marx für seine Tochter Laura auf einem Positiv-Original: „To my dear Cacadou. Old Nick, Alger, end of February, 1882“. Im ZPA wird auch eine Positivkopie aufbewahrt, die von einem Klischee-Abzug dieser Photographie stammt und folgende Widmung von Marx für seine Tochter Jenny trägt: „Meinem lieben Jennychen. Old Nick. Algier. Ende April 1882“.