Über mich
Dr. phil. - Historiker und Autor.
Aktuelles
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Vortrag "Friedrich Engels und die europäischen Demokratiebewegungen seiner Zeit" am 28. November 2023 im Engels-Haus in Wuppertal. Sehen Sie bitte hier: https://www.mi-wuppertal.de/programm/orte-der-demokratiegeschichte.
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Das Buch von Eberhard Illner, Hans Frambach und Norbert Koubek "Friedrich Engels. Das rot-schwarze Chamäleon" erschien nun in englischer Übersetzung: "The Life, Work and Legacy of Friedrich Engels. Emerging from Marx's Shadow", London etc. 2023. - Darin findet sich auch mein Beitrag "'Meine unsterblichen Werke'. Friedrich Engels als Journalist und Publizist. Ein Überblick" übersetzt von Joseph Swann und Micheál Ua Séaghdha (S. 7-26). Siehe die Verlagsanzeige.
Projekte
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Rhein-Preußen. Westdeutschland im 19. Jahrhundert
Das Rheinland von Saarbrücken bis Emmerich, das 1815 auf dem Wiener Kongress Teil der preußischen Monarchie wurde, war eine Region, in der in zwei Jahrzehnten die jahrhundertealten Besitz- und Eigentumsverhältnisse umgestürzt worden waren und die zwei Herrschaftswechsel erlebt hatte. Heute teilen sich diesen Raum die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Insbesondere das west- oder linksrheinische Rheinland, das von 1794 bis 1814 französisch war, hatte – im Unterschied zum übrigen Deutschland – alle Reformen des revolutionierten und napoleonischen Frankreichs mitgemacht. 1815 hatte es deshalb gegenüber dem ostelbischen Altpreußen eine modernere Rechts-, Wirtschafts- und Sozialverfassung. Der Adel und alle feudalen Besitz- und Eigentumsrechte waren abgeschafft. Die Säkularisation hatte auch den kirchlichen Grund und Boden frei veräußerlich werden lassen. Alle die Wirtschaft hemmenden Beschränkungen waren beseitigt. Am Rhein hatte also in gewisser Weise die Ära des modernen Kapitalismus begonnen. Die einsetzende Industrialisierung offenbarte die neuen Gefahren, Unsicherheiten und großen Probleme. Wir sehen eine Gesellschaft, die um die Gestaltung von Staat, Recht und Gerechtigkeit ringt. So können wir Bewegungen, Entwicklungen, Konflikte, Prozesse und Problemlagen studieren, die wir auch heute in anderer oder sogar in ähnlicher Weise beobachten.
Die Geschichte dieses Raumes möchte ich gestützt auf eine Neudurchsicht der Archive in Berlin, Duisburg und Koblenz sowie einiger Bistums- und Stadtarchive erzählen. Ich folge den preußischen Königen auf ihren Reisen durch ihr neues Staatsgebiet und lese die Berichte der preußischen Beamten in Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier, in denen sie jeden Monat dem König in Berlin ihre Beobachtungen mitteilen und Rechenschaft ablegen. Ich schließe mich den Agrar- und Wirtschaftsexperten an, die vor Ort die landwirtschaftlichen und gewerblichen Umwälzungen begutachten. Und ich begleite Arbeiterinnen und Arbeiter in Schwurgerichtsverhandlungen und schließe mich Fabrikinspektoren an, die seit den 1850er Jahren die Einhaltung der Kinderschutzvorschriften kontrollieren.
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Karl Marx und der europäische Sozialismus und Kommunismus im 19. Jahrhundert
Ziel ist nicht eine Ideen- oder Organisationsgeschichte, sondern eine Geschichte der Auseinandersetzungen und Diskussionen in den demokratischen, sozialistischen und kommunistischen Bewegungen und Zirkeln, die sich auf Briefe, Erinnerungen, Korrespondentenberichte und Sitzungsprotokolle stützt. Von den Neobabouvisten und Saint-Simonisten bis hin zu den Sozialdemokraten und Anarchisten. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Geschichte der Ersten Internationale (International Working Men's Association) von 1864-1872/76.
Für eine erste Skizze sehen Sie bitte meinen Katalogbeitrag: Karl Marx in den politischen Debatten und Kontroversen seiner Zeit. In: Raphael Gross, Jürgen Herres und Sabine Kritter (Hg.): Karl Marx und der Kapitalismus. Darmstadt 2022.) S. 207-215.
Ferner meinen auf einen Vortrag in Paris 2014 zurückgehenden Beitrag: Karl Marx and the IWMA Revisited. In: "Arise Ye Wretched of the Earth". The First International in a Global Perspective. Ed. by Fabrice Bensimon, Quentin Deluermoz and Jeanne Moisand. Leiden, Boston 2018. S. 299-311. - Als Volltext und als PDF-Datei.
Schließlich meine Einführung in den von mir bearbeiteten MEGA-Band: Karl Marx / Friedrich Engels Gesamtausgabe (MEGA). Erste Abteilung, Band 21 (I/21): Werke, Artikel, Entwürfe September 1867 bis März 1871. S. 1125-1228.
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Friedrich Engels und Irland
Nach seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben 1869 machte sich Friedrich Engels in Manchester daran, eine deutschsprachige Geschichte Irlands zu schreiben. Dafür reiste er mit seiner irischstämmigen Lebensgefährtin Lizzie Burns und Marx’ jüngster Tochter Eleanor nach Irland. Und er arbeitete anschließend umfangreiche Literatur und zahlreiche historische Quellen durch. Um die englischen Quellenübersetzungen mit den irischen Originalen vergleichen zu können, begann er sogar, Irisch zu lernen. Sechzehn Hefte mit Textauszügen und Notizen sind überliefert, insgesamt rund sechshundert Druckseiten, die bis heute weitgehend unveröffentlicht sind. Mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges im Juli 1870 unterbrach er sein Vorhaben und nahm es später nicht wieder auf. Wir sehen Engels als wissenschaftsbegeisterten Autor und als politischen Publizisten.
Für erste Aufschlüsse sehen Sie bitte meinen Aufsatz "Marx und Engels über Irland. Ein Überblick. Artikel, Briefe, Manuskripte und Schriften" in: Marx-Engels Jahrbuch 2011. Berlin 2012. S. 12-27.
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Georg Rapp und die Siedlungen der Rappisten in den USA
Publikationen und Vorträge
Hinweise, Materialien und Quellen
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Karl Marx in Fotos. Dokumentation
Unser Bild von Karl Marx ist nicht zuletzt durch die überlieferten Fotos geprägt. Weder sind Fotos aus der Zeit vor 1861 überliefert, noch sind irgendwelche "spontanen" Fotos überliefert. Ein Aufsatz des sowjetischen Forschers Boris Rudjak aus dem Jahre 1983 gibt einen ersten Aufschluß über das Zustandekommen und die Hintergründe der überlieferten Fotos - soweit sie sich damals im Besitz des Instituts für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der KPdSU, Moskau, befanden. Die Bestände des damaligen IML sind heute im Staatlichen Rußländischen Archiv für Sozial- und Politikgeschichte (RGASPI), Moskau, untergebracht und zugänglich. Eine ähnliche Übersicht über die Fotographien, die sich im Besitz des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte in Amsterdam, des Karl-Marx-Hauses in Trier sowie weiterer Archive und Institute befinden, liegt nicht vor, würde aber wahrscheinlich kein grundsätzlich anderes Bild ergeben.
Rudjaks Aufsatz zeigt, wie bewußt Friedrich Engels und Marx selbst die Fotographien eingesetzt haben. Es schließt sich die sehr interessante Frage an, welche Fotos welche Rolle für die marxistisch-leninistische Propaganda und Denkmalspolitik gespielt haben. In China soll gerade das Altersfoto von Marx bevorzugt worden sein, da es traditionellen chinesischen Vorstellungen von Alter und Weisheit entgegenkam. -
Karl Marx und Preußen
Mit achtundvierzig Jahren stellte Karl Marx einen bemerkenswerten Wunschzettel zum Jahreswechsel auf: "Möge der Teufel Russen, Preußen, Bonaparte und den British Juryman holen!" Die Preußen kommen zwar nur an zweiter Stelle vor, aber immerhin in prominenter Gesellschaft mit dem British Juryman, Synonym für seine zum Alltag gewordenen Schulden, und Napoleon III., dem letzten Kaiser der Franzosen und Neffen Napoleons I. Selten hat der im rheinpreußischen Trier geborene Karl Marx eine Gelegenheit ausgelassen, Spott über Preußen auszugießen oder Haßtiraden gegen die Hohenzollern in seine Schriften einzuflechten. Marx' Preußenkritik wird fast immer einseitig als kritische Ablehnung der preußischen Innenpolitik nacherzählt und damit um einen zentralen Aspekt beschnitten. Marx ging davon aus, daß die Geschichte und Politik Preußens auf das engste mit dem imperialen Machtaufstieg Rußlands zusammenhing, weshalb er in dem zitierten Wunschzettel Rußland an erster Stelle aufzählte. ...
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Die Revolution von 1848/49 im Rheinland
1848 befand sich das preußische Rheinland (Rheinprovinz) mit fast drei Millionen Einwohnern bereits im industriellen Umbruch. Als am 3. März 1848, eine Woche nach der Proklamation der Republik in Frankreich, die Revolution in Preußen begann, geschah dies nicht etwa in der Hauptstadt Berlin, sondern am Rhein. Auf den ersten Blick recht unspektakulär mit Bürgerversammlungen in mehreren Städten. Die spektakulärste Aktion war eine Demonstration von zunächst einigen hundert, dann 2000 bis 5000 Kölner Handwerkern und Arbeitern vor dem Rathaus. Sie appellierten an die Stadtratsmitglieder, auch »für den Vierten Stand frei Ihre Stimme [zu] erheben«. Wenn die größte rheinische Stadt sich »für die arbeitende Klasse« stark mache, so sei dies ein Zeichen, das nicht übergangen werden könne. Die Revolution von 1848 war eine Verfassungs- und eine National-Bewegung. Es ging um die Parlamentarisierung der Politik und um demokratische Mitsprache. Ebenso um die Bildung eines Nationalstaates. Wie die Kölner Demonstration zeigte, hatte die Revolution auch eine soziale Dimension. Gerade am Rhein war die Revolution von 1848/49 durch das widersprüchliche Ringen um die Gestaltung von Freiheit, Nationalität, europäischer Solidarität und sozialer Sicherheit geprägt.
Zu Karl Marx, Friedrich Engels und der Revolution von 1848/49 im Rheinlad erfahren Sie hier mehr.
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Quellen zur rheinischen Stadt- und Landesgeschichte im 19. Jahrhundert
Unregelmäßig werde ich hier Materialien und Quellen bereitstellen oder auf diese hinweisen.
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Quellen zur Geschichte der International Working Men's Association (1864-1872)
Mit der fortschreitenden Industrialisierung und beginnenden ersten modernen Globalisierungswelle begannen sich in den 1860er Jahren in fast allen europäischen Ländern von Arbeitern und teilweise auch von Arbeiterinnen getragene Genossenschafts- und Gewerkschaftsbewegungen zu entwickeln. In Großbritannien waren 1867 bereits mehr als 800.000 Arbeiter in Gewerkschaften organisiert. Über Auseinandersetzungen um die Lohn- und Arbeitsbedingungen hinaus entwickelten diese Bewegungen rasch politische Gestaltungs- und Partizipationsansprüche. Die britischen Streik- und Gewerkschaftsbewegungen sowie der Kampf der Reform League, die 1866/1867 in öffentlichen Massendemonstrationen eine Ausweitung des Wahlrechts forderte, erhielten in ganz Europa Vorbildcharakter. Anglizismen wie „strike“, „meeting“, „trade union“, „standard of life“ und „self-government“ verbreiteten sich in allen europäischen Sprachen. In den Jahren vor Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 entwickelte sich eine Art „1968er-Revolte“ des 19. Jahrhunderts, die unter allen Oppositionsbewegungen große Reformerwartungen hatte entstehen lassen. Nachdem das auf plebiszitäre Zustimmung gegründete autoritäre Regime Napoleons III. politische und soziale Freiräume hatte einräumen müssen, fanden in Paris 1868/69 täglich zehn bis zwanzig öffentliche Versammlungen statt, „réunions publiques“, in denen soziale, wirtschaftliche und politische Fragen diskutiert wurden. Ähnliches ließ sich in Belgien und der Schweiz, aber auch in Deutschland, Österreich und sogar in Spanien beobachten, wo im September 1868 Königin Isabella II. vertrieben worden war.
In diesem Kontext entstand 1864 in London auch die International Working Men's Association (IWMA), die Erste Internationale, die als eine der Geburtsstätten des europäischen Sozialismus zu betrachten ist. Koordiniert wurde diese Arbeitervereinigung von einem Genaralrat in London, der auf jährlichen Kongressen gewählt wurde und dem Karl Marx von 1864 bis 1872 angehörte. Bereits von den Zeitgenossen nur als „Internationale“ bezeichnet, gelang es diesem Netzwerk, einen transnationalen Kommunikationszusammenhang europäischer Arbeiter zu schaffen, Praktiken des Protests – von Gewerkschafts- und Genossenschaftsgründungen bis hin zu Streiks und politischen Aktionen – zu vermitteln und sich in der europäischen Öffentlichkeit als Sprachrohr der Arbeiter zu inszenieren. Auf ihren Kongressen in Genf (1866), Lausanne (1867), Brüssel (1868), Basel (1869) und Den Haag (1872) wurden Grundforderungen diskutiert und in Beschlüsse gefasst, die bis ins 20. Jahrhundert die Programmatik sozialistischer und kommunistischer Bewegungen in Europa beeinflussten.
In unregelmäßigen Abständen werde ich hier zur Geschichte der Internationale und ihrer Kongresse Quellen veröffentlichen.
Kontakt
E-Mail: herresjm @ aol.com